Das Pfarrhaus in Groß-Alisch und seine Bewohner


Pfarrhaus 2006, nach der Renovierung

 Insgesamt sind 38 Pfarrer von Groß-Alisch namentlich bekannt. Die ältesten 3 waren noch katholisch. Die Namen der ersten 12 kennt man aus verschiedenen Urkunden, in denen sie als Pfarrer von Großalisch erwähnt wurden. Von Nr. 13 bis 27 weiß man Wirkungszeit in Großalisch und weitere Lebensdaten, vor allem aus den Groß-Alischer Kirchenbüchern und weiteren Quellen etwas genauer. An die Pfarrer der letzten 200 Jahre sei etwas ausführlicher erinnert. Sie wohnten in dem Pfarrhaus, das noch steht und man kennt auch ihre Frauen. Die Zeiten der Frau im Pfarramt hat die Kirchengemeinde Großalisch nicht erreicht. Von den letzten beiden Alischer Pfarrern schreibe ich nichts, die können sich noch selbst zu Wort melden.

Der erste bekannte Name steht in engem Zusammenhang mit dem Pfarrhaus:

1.      1425:   Michael Donner, zu dessen Zeit „noch im Jahr 1425 den 20. Oktober durch die Betriebsamkeit des hochehrwürdigen und wohlgelehrten Herrn Pfarrers und dem Fleiß der damaligen ehrsamen Altschaft und Gemeinde die Parohial-Wohnung ist erbauet worden.“

2.      1476:   Nicolaus Erasme, nach einer früheren Inschrift in der Kirche wurde unter ihm der Kirchbau vollendet.

3.      1520:   Andreas, Plebanus de Ewlysz.( Großalisch)

4.      1566:   Valentinus,

5.      1575:   Emericus Scheel,

6.      1580:   Thomas Schuller,

7.      1610:   Johann Bogeschdorfer,

 8.     1612:   Matthias Honn, wurde von Großalisch 1612 Nach Meeburg berufen. Stirbt daselbst im Jahre 1622.

 9.     vor:      Johannes Hermann,

10.    1621    Thomas Graffius,

11.    1621    Michael Deli,

12.    1642 - 1649:       Johannes Donnerus war vorher Prediger in Schäßburg.

13.    1649 - 1658:      Simon Czekelius, Sohn des Kleinalischer Pfarrers Blasius Czekelius, war Lehrer und Stadtprediger in Schäßburg. Wird im Jahre 1669 nach Radeln berufen und stirbt daselbst im Jahr 1669.

14.    1658 - 1661:      Stefan Schobel, aus Schäßburg, war vorher Prediger und vom Jahre 1661 an Pfarrer in Nadesch.

15.    1661 - 1685:      Matthias Hermann, war vorher Lehrer und Stadtkantor in Schäßburg. Er stirbt am 21. März 1685 und wird in der Schäßburger Bergkirche begraben.

16.    1685 - 1692:      Michael Honnius, aus Seiden, früher Schulmeister in Meschendorf. Von 1678 an Lehrer, dann Stadtkantor in Schäßburg und hierauf Pfarrer in Pruden. Er stirbt 1692 als Pfarrer in Großalisch.

17.    1700 - 1703:       Georg Günther, aus Großalisch.

18.    1705 - 1714:      Bartholomäus Capesius, aus Zendersch, war von 1696 - 1705 Lehrer, dann Rektor und Prediger in Schäßburg und ging im Jahre 1714 nach Rode. Er stirbt 1773 in Rode. In seiner Zeit wurde 1713 der Altar geschaffen, der heute noch steht.

19.    1714 - 1722:      Georg Ackner, aus Trappold, war von 1708 - 1710 Lehrer, dann Prediger in Schäßburg und wird 1722 aus Großalisch nach Zendersch berufen.

20.    1722 - 1735:      Georg Theil, aus Kaisd, früher Lehrer und Prediger in Schäßburg, kommt 1722 nach Großalisch, stirbt hier am 29. Oktober 1735 und wird in der Kirche begraben.

21.    1736 - 1741:      Lukas Christian Melas wurde 1729 als Schäßburger Spitalsprediger nach Trappold, von da 1736 nach Großalisch und von hier 1741 nach Kaisd berufen.

22.    1741 - 1753:      Michael Schuller v. Rosenthal, aus Schäßburg, 1730 -32 Lehrer und Prediger in Schäßburg, kam 1741 als Pfarrer nach Großalisch und stirbt hier am 8. Oktober 1758.

23.    1753 - 1766:      Andreas Alexander Fabritius, aus Schäßburg, war Lehrer, dann von 1741 - 1750 Rektor und hierauf Prediger in Schäßburg. Unter ihm wurde 1759 - 1761 eine neue Orgel aufgestellt.

24.    1766 - 1770:      Georg Josef Schenker, aus Schäßburg, war Lehrer, Rektor und Prediger in Schäßburg.

25.    1770 - 1772:      Michael Zenn, aus Felsendorf, wurde aus der Felldorfer Pfarre nach Großalisch berufen.

26.    1772 - 1775:      Johann Roth, aus Schäßburg, war von 1765 - 1770 Lehrer und Rektor, dann von 1770 - 72 Stadtprediger in Schäßburg. Er stirbt am 26. April 1775 in Schäßburg und„der Tote wurde in seine Heimat zurückgebracht und begraben am 28."

27.    1775 - 1804:      Johann Hermann, aus Neustadt, von 1770 - 1772 Lehrer, dann Montagsprediger und von 1774 - 1775 Rektor in Schäßburg. Zu seiner Zeit wurde: 1779 die Kirche renoviert„1789 beide Glocken eingebunden, 1795 den 19. Januar erneuert und visitiert.“ und 1797 die mächtige Kelter gebaut, die heute im Dorfmuseum in Hermannstadt zu bewundern ist.

  Was zu seiner Zeit und zu seinem Leidwesen nicht gebaut wurde, war ein neues Haus. In dem alten fühlte er sich wie nach dem Erdbeben von Lissabon (1755). Am 1. März 1804 richtet er als „Pfarrer …in Lissabon“ ein Bittschreiben an den Magistrat (wohl den von Schäßburg) um Hilfe zum Neubau denn: 1. Ist der Aufgang in das Haus steil und höchst gefährlich; jede Stufe droht den Betreter ins Grab zu führen und nicht selten habe ich so eine Höllenfahrt über die Stiegen hinab entweder gar mitmachen oder wenigstens mit nassem Blich ansehen müssen, die besten Freunde scheuen sich also meine Schwelle zu betreten, denn sie nennen sie „die Schwelle des Grabes“. 2. Sind die Mauern durch die viele und heftige Erdbeben wie der Vorhang im salomonischen Tempel, von oben an bis unten aus zerrissen…usw. usw..“

  Das Gebäude stand, wie bei alten Pfarrhäusern üblich, von der Straße ziemlich weit abgesetzt. Das Wirtschaftsgebäude im Hof der späteren Schule und „Kanzelei“ enthielt zum Pfarrgarten hin eine Wand mit einem großen vermauerten Rundbogen. Wohl der letzte Rest des alten Hauses. Pfarrer Hermann hat den Bau des neuen aber nicht nur klagend, sondern auch tatkräftig vorangetrieben. Der Plan für ein sehr solides und geräumiges Haus, das nach dem Geschmack der Zeit sehr eindrücklich und präsent an der Straße stehen sollte, wurde erstellt. Baumeister Winkler (Maurerpolier) aus Mediasch erhielt den Auftrag. Er ließ die notwendigen Ziegel von den Alischern herstellen und brennen. Der Ziegelschuppen befand sich bis 1957 noch im Hetzelloch.

  „Der biedere Herr Hermann erlebte es aber nicht, ein neues Pfarrgebäude fertig zu sehen,… denn er starb 1804, den 24. Dezember“ schreibt sein Nachfolger,

28.    1805 - 1848:      Johann Ewerth, 1764 als Sohn des Richters Michael Ewerth in Kaisd geboren, war er während des Baues der Bergschule in Schäßburg dort Rektor und kam als 41-jähriger mit seiner 12 Jahre jüngeren Frau, Katharina geb. Henrich, nach Großalisch, das beiden zur endgültigen Heimat wurde.

  Er muss ein sehr tatkräftiger und begabter Mann gewesen sein. In seiner Zeit wurde nicht nur 1805/1806 das neue Pfarrhaus gebaut, sondern auch der Garten entwässert und ein schöner Obstgarten angelegt, in den 1815 ein Gartenhaus kam. Im Gartenhaus wurde die Decke mit den jahrhunderte alten Holztäfelungen aus der umgebauten Kirche verschönert (Der Denkmalschutz war noch nicht erfunden.) Sie hielt noch 100 Jahre. 1809 wurden Viehställe und Scheune gebaut, 1843 der Schopfen, aus dem später das Adjuvantenzimmer wurde. 1820 wurde die Kirche renoviert und erweitert und erhielt mit den großen Fenstern ihre heutige Gestalt. 1843/44 wurde durch Orgelbauer Schneider aus Kronstadt die Orgel gebaut.

  Pfarrer Ewerth hat 1807 das Ernteterzett „Es danken dir Gott die Völker“ nach Psalm 67,4; komponiert, das im Wechsel mit der Gemeinde gesungen gut 150 Jahre lang ein fester Erntedankbrauch in Großalisch wurde. - Wer erinnert sich noch? -. Mich hat es in den fünfziger Jahren, gesungen von Georg Menning, Jakob Schuster und Hans Wohl noch sehr beeindruckt.

  Ewerth starb am 7. Mai 1848 im 85. Lebensjahr nach 44-jähriger Dienstzeit (Die Rente war auch noch nicht erfunden.) in Großalisch und wurde hier begraben. Seine Frau war schon 1843 gestorben. Der einst sehr schöne barocke Sandgrabstein kennzeichnet heute noch seine letzte Ruhestätte.

29.    1848 - 1862:    Johann Georg Fronius, am 27. August 1789 als Sohn des Bauern und Tischlers Georg Fronius und seiner Frau, Sara geb. Schirmer in Donnersmarkt geboren, wurde er schon mit 19 Jahren Sekretär bei Bischof Neugeboren in Birthälm. Ein Jahr später, am 15. März 1815 kam sein Vater (mit 22 andern) bei einem Unglück in der Kokel ums Leben. Vielleicht hing es damit zusammen, dass er wahrscheinlich keine Hochschule besucht hat, sondern „durch Fortbildung am Arbeitsplatz“ ins geistliche Amt kam. Mit 22 wurde er Prediger in Birthälm. 1818 bis 1827 war er Pfarrer in Maldorf und 1827 bis 1848 in Nadesch. 1843 wurde er zum Dechanten des Bogeschdorfer Kapitels gewählt.

  1816 heiratete er Elisabeth Schlosser, geb. Schenker, die 22 Jahre alte Witwe des Arztes Samuel Schlosser. Sie hatten 3 Töchter und einen Sohn, die schon erwachsen bzw. verheiratet waren, als er nach dem Tod von Johann Ewerth 1848 aus Nadesch nach Großalisch kam.

  Bald kamen stürmische und gefährliche Zeiten: Das Revolutionsjahr 1849.„Es wird dem Pfarrer Fronius nachgerühmt, dass er durch sein kluges, weltgewandtes Wesen und seine Kenntnis der magyarischen Sprache viel Unheil von der Gemeinde abgewandt habe.“ Der Nachruhm war dauerhaft. 100 Jahre später war ich dabei, als die Homner-Großmutter im Hause ihrer Tochter „auf der Platz“ ihren Enkeln und andern gespannt lauschenden Kindern davon erzählte, wie der Pfarrer, der unter dem Grabstein mit der Bibel und dem Löwen begraben ist, durch seine Tapferkeit die Gemeinde vor den magyarischen Marodeuren rettete.

Er starb am 24. Januar 1862.

30.    1862 - 1898:      Martin Adolf Briebrecher und seine Frau, Friederika Josepha Theresia geb. Kessler, aus Mediasch, waren die dritte Pfarrersfamilie im Haus. Sie brachten das große Haus wohl an die Grenze seiner Kapazität. Sie hatten 12 Kinder.

  Als Theologe hatte Briebrecher eine sehr „normale“ Laufbahn. Geboren am 18. Februar 1824 als ältester Sohn des Tschismenmachers (Stiefelmachers) Martin Briebrecher in Birthälm besuchte er dort die Volksschule, ging aufs Gymnasium in Mediasch und studierte dann an der Universität Leipzig Theologie, Mathematik und Physik um zunächst 1849 - 53 Lehrer in Birthälm zu werden, dann 1853 - 57 Gymnasiallehrer in Mediasch und 1858 Pfarrer in Maldorf von wo er Anfang 1862 nach Großalisch berufen wurde.

Er war in seinem Beruf sehr anerkannt, war viele Jahre Senior des Schäßburger Kirchenbezirks und Dechant des Bogeschdorfer Kapitels.

  Als bei der Generalkirchenvisitation durch Bischof G. D. Teutsch 1884 das Alischer Pfarrhaus als vorzüglich bewertet wurde, hat der Hausherr sicher keine schlechtere Note bekommen.

  Mehr Sorge machte die Schule. 1854 war noch unter J. G. Fronius die Schule im Pfarrhof neu gebaut worden - die spätere „Kanzelei“. Aber die Erhaltung der Schule und der Lehrer wurde zunehmend aufwändiger. Es ist wesentlich der Initiative und Umsicht Briebrechers zu verdanken, daß durch Spenden der Bürger und durch Übereignung von Grundstücken (insgesamt cca. 70 Joch) von der politischen Gemeinde an die Kirchengemeinde für die Erhaltung und Verbesserung des Schulbetriebs gesorgt werden konnte.

  Er bewohnte das Pfarrhaus 36 Jahre lang, die letzten 14 Jahre als Witwer. In den späten Jahren wurde es leerer. Von seinen Kindern haben viele gute Laufbahnen in Schule, Kirche oder Militär gefunden; 7 haben ihn nicht überlebt.

  Martin Briebrecher starb am 20. Juli 1898 und wurde wie seine Frau auf dem Grossalischer Friedhof begraben.

31.    1898 - 1904:      D. Dr. Georg Adolf Schuller wurde am 25. Dezember 1862 in Schäßburg geboren. Sein Vater war Lehrer am Gymnasium, wechselte aber bald in das Pfarramt seiner Heimatgemeinde Halvelagen. Den sehr begabten Sohn unerrichtete er selbst. Erst ab der 3. Gymnasialklasse (normalerweise 7. Schuljahr) kam G. A. Schuller in die Schule - das Schäßburger Gymnasium, das er 1880 absolvierte. Er studierte Theologie, Geschichte, Geographie u. Latein an den Universitäten Bern, München, Berlin und Tübingen, wo er 1884 zum Dr. phil. promovierte. Dann passierte ihm etwas sehr modernes: Für den mehr als gründlich Ausgebildeten gab es keinen Arbeitsplatz. Es folgten zwei weitere private Studienjahre im Elternhaus - zu der Zeit in Trappold. 1887 - 89 war er Lehrer in Großschenk, dann Rektor in Agnetheln und 1893 - 98 Pfarrer in Großlasseln.

  Als er im Herbst 1898 mit seiner Frau, Matthilde geb. Knall und vier Kindern - in Alisch wurde noch eine Tochter und ein Sohn geboren - ins Alischer Pfarrhaus zog, stellte man sich sicher vor, dass es wieder für lange sein sollte.

  Er ging mit großem Schwung und Einsatzbereitschaft ans Werk. Die deutlichsten äußeren Erfolge waren außer der Musterlandwirtschft, die den Pfarrhof erfüllte, 1899 die Gründung des Spar- u. Vorschussvereins als Genossenschaft und im gleichen Jahr die des Frauenvereins, vor allem aber 1900 - 1902 der Bau der neuen Schule nachdem die alte noch keine 50 Jahre stand und der wachsenden Gemeinde schon zu klein war. Wichtiger aber war, dass der erfolgreiche Wissenschaftler zugleich eine Vertrauen erweckende Persönlichkeit mit einer großen Nähe zu den Menschen in seiner Gemeinde war. Zeugnisse davon konnte man in Alisch noch 40 Jahre später hören.

  Ein Zeugnis der Unmittelbarkeit im Umgang mit dem Pfarrhaus bei aller Förmlichkeit in Sitte und Brauch jener Zeit mag die Äußerung des Kirchenvaters Hermann (Nr. 185) bei der Geburt des zweiten Töchterchens der Pfarrersleute sein. Nachdem er das Neugeborene gesehen hatte, berichtete er: „Ihr Lotch, de Fra Motter haut e’ Känyd! -- wa mät der Schichtackes iusgehaan.“ (Richtige Alischer können das richtig lesen.) Als das Kind etwa 20 Jahre später, zu einer ausgesprochenen Schönheit herangewachsen, in Großalisch zu Besuch war, hat er sich für sein Fehlurteil ausdrücklich entschuldigt.

  Die Tätigkeit Pfarrer G. A. Schullers in Großalisch wurde durch ein hartes Schicksal verkürzt. Durch eine Krankheit verlor er das Gehör und musste das Pfarramt aufgeben. 1904 übersiedelte er nach Hermannstadt, wo er als Geschichtsforscher im Brukenthalmuseum, als Sekretär des Raiffeisenvereins und als Schriftleiter der „Kirchlichen Blätter“ sowie durch viele Schriften und Vorträge noch viel für die sächsische Volksgemeinschaft tun konnte - vor allem aber als ein gesuchter und wirkungsvoller Berater für die sächsischen Führungspersönlichkeiten seiner Zeit, die seinem Urteil vertrauten.

  Er starb am 30. August 1939 in Hermannstadt.

32.    1904 - 1911:      Gustav Adolf Schuster, geboren in Baaßen am 11. März 1873, wo sein Vater Pfarrer war. Er wuchs auf dem Pfarrhof in Frauendorf auf, nachdem seine Eltern kurz nach seiner Geburt dorthin gewechselt hatten. 1893 absolvierte er das Gymnasium in Mediasch und studierte dann in Halle, Klausenburg, Jena und Tübingen Philosophie und Theologie. 1897 - 1901 war er Lehrer und Rektor in Reps. In dieser Zeit heiratete er Frieda geb. Rosenberg, die Tochter „des letzten Goldschmieds von Mediasch“. Sie hatten keine eigenen Kinder. Eine Nichte der Frau, Anna Rosenberg war von klein an bei ihnen aufgenommen.

  G. A. Schuster wurde 1901 Pfarrer in Meeburg und kam von dort im Herbst 1904 nach Grossalisch. „Nach sieben sturmerfüllten Jahren“ ging er als Stadtpfarrer nach Fogarasch, wo er bis zu seinem Tod am 21. Januar 1939 wirkte. Für die Gemeinde war der Fortgang eines Pfarrers in eine andere Pfarrstelle etwas sehr Unerwartetes. Es hatte das seit über 150 Jahren nicht mehr gegeben. Das 20. Jahrhundert brachte schwierigere Zeiten.

  Pfarrer Schuster wurde besonders als eindrucksvoller Prediger und als imponierende Persönlichkeit mit großem Organisationstalent gelobt.

In Großalisch hat sich in seiner kurzen Amtszeit trotz der Schuldenlast vom Schulbau auch wirtschaftlich einiges getan: Die kircheneigenen Weingärten wurden neu bepflanzt, der Raiffeisenverein kaufte von Marienburg Grund zu (108 Joch), die Feldwirtschaft wurde umorganisiert. An den Gebäuden: 1905 Erneuerung der Orgel durch Karl Einschenk aus Kronstadt, 1908 erhielt das nun schon gut 100 Jahre alte Pfarrhaus die erste große Verbesserung durch neue Doppelfenster, 1910 wird der Kelterschopfen neu errichtet und so versetzt, daß zur alten Schule, jetzt Gemeindeamt, eine eigene Zufahrt frei wird.

  Die zukunftsträchtigste Erneuerung ist damals in ihrer Tragweite wohl gar nicht gewertet worden: Seit 1910 gab es in Großalisch Kindergartenarbeit, zunächst als „Sommerbewahranstalt“.

33.    1911 - 1926:      Heinrich Gutt, am 25. Juli 1879 in Schäßburg geboren, besuchte er dort das Gymnasium und studierte 1898 - 1903 Theologie in Breslau, Klausenburg, Halle a. d. Saale und Berlin. 1903 wurde er Pfarrer in Dobring. 1904 heiratete er Auguste geb. Lehrmann, Arzttochter aus Reußmarkt. Im Sommer 1911 bezogen sie das Pfarrhaus in Großalisch.

  1912 gab es im Haus eine wesentliche Modernisierung. Der Backofen und der offene Herd mit dem weiten Kamin (Auch als Räucheranlage genutzt) kam weg. Nur die schön geschmiedeten Dreifüße wurden auch in den vierziger Jahren noch als Spielzeug genutzt (Pferde). Neben dem Hoftor an der Straße wurde die Sommerküche mit Backofen gebaut. Sie wurde - das kurzlebigste Bauelement der ganzen Anlage - 1963 wieder abgetragen.

  Von Pfarrer Gutt heißt es in einem Zeitdokument. „Die Kräfte des Pfarrers werden durch den Weltkrieg 1914 - 1919, den Übergang in den rumänischen Staat, Agrarreform, Einführung der Kirchentaxen, durch die Anfeindungen der „Bauernpartei“ reichlich in Anspruch genommen… So zog er gerne nach Radeln, nachdem er in Großalisch 15 Jahre fleißig und strebsam gedient hatte.“

  Der Übergang in den Rumänischen Staat war ein einschneidendes Ereignis für alle Sachsen. Durch die Enteignung der Güter der Nationsuniversität wurde die Basis zur Erhaltung der sächsischen Schulen empfindlich getroffen. Es mussten Kirchentaxen eingeführt werden. Die Gemeinden blieben mit der Trägerschaft der Schulen auf sich gestellt. Dieses und manches andere im neuen Vaterland führte zur Unzufriedenenbewegung, die alle diese Schwierigkeiten der Kirche zur Last legte.

34.    1926 - 1931:      Karl Albert Eisenburger ist in Dürrbach am 30. Dezember 1892 geboren, wo sein Vater damals Lehrer war. Er besuchte das Gymnasium in Bistritz, die Hochschule in Tübingen, Kiel und Wien. Zunächst war er 1918/19 Vikar in Lechnitz, dann Pfarrer in Radeln, 1923 in Zuckmanteln, von wo er 1926 nach Großalisch kam. Seine Frau, Grete geb. Lang war die Tochter des Schäßburger Bezirksdechanten Martin Lang. Sie hatten drei Kinder.

  Pfarrer Eisenburger war überaus tatkräftig und temperamentvoll, „was ihm die Gegnerschaft ebenfalls temperamentvoller Grossalischer zuzog“. Das Hauptproblem war wohl die schon 20 Jahre lang strittige Bodenkommassation.

  Nicht vergessen ist, dass unter ihm die unterwaschene und eingestürzte Ringmauer des Kirchhofs zügig wieder hergestellt wurde.

  Das Pfarrhaus erhielt - zum Teil auf seine Kosten - neue Kachelöfen.

  Nach gut drei Jahren ging er nach Scharosch an der Kokel, wo er mit dauerhafter Energie und zunehmender Reife fast die zehnfache Zeit segensreich gewirkt hat.

35.    1931 - 1941:      Karl Ernst Richard Gleim, geboren wurde er am 25. Oktober 1886 in Fogarasch, wo sein Vater Apotheker war. Er genoß eine sehr sorgfältige Erziehung, dabei fehlte ihm aber - bedingt durch mehrere Umzüge der Familie und wiederholten Schulwechsel - „das Verwurzelt sein in einem Heimatboden, der feste bleibende Maßsstab“ (Eigenes Zeugnis). Er studierte viel und lange in Leipzig, Klausenburg, Göttingen und Bern, ging 1914 als patriotischer Freiwilliger in den Krieg, kam 1915 verwundet nach Hermannstadt zurück und flüchtete 1916 nach Budapest, wo er Lehrer an einem Mädchengymnasium wurde. Hier heiratete er Friederike geb. Valentini aus Hermannstadt. Sie starb 1918. Seine zweite Frau war Bertha geb. Schuller, Pfarrerstochter aus Weißkirch bei Bistritz.

  Er wurde Pfarrer in Haschagen, dann in Schönbirk und 1931 in Großalisch. Dem feinsinnigen, künstlerisch begabten und ganz aufs Geistige orientierten Menschen machte man in den Siebenbürgischen Gemeinden, wo praktische Lebenshilfe zu den legitimen Aufgaben des Pfarrers zählte und auch erwartet wurde, das Leben schwer. Tiefer fragende und Menschen mit seelsorgerlichen Anliegen waren ihm dankbar. Einer davon, der Bauerndichter Michael Wolf-Windau, klagte bei Gleims Abschied aus Nordsiebenbürgen:

„Zum Lied in unserm Norden
warst Du von Gott erkürt,
Du hast mit reinen Tönen die Seelen angerührt,
Du gabst um Dornen Treue,
um Steine Brot zum Lohn,
Du hingst mit beiden Armen
am Kreuz und Gottessohn….
Du bliebest auch im Leiden mild
und trugst dein Weh geduldig,
Du batest uns um Brot und Treu’,
wir blieben beides schuldig,
Du gabst den Bauern ihren Gott,
den Kindern fromme Hände,
Wir warfen auf dich Hohn und Spott,
verkannten deine Spende

 

Pfarrer Gleim ging 1941 in den Ruhestand und starb im Frühjahr 1942 nach langer Krankheit in Hermannstadt.

36.    1942 - 1960:      Georg Albert Schaser, geboren am 3. Februar 1901 in Schäßburg, studierte er erst Landwirtschaft, dann Theologie in Leipzig, Kiel, Hohenheim, Berlin, Bonn und Tübingen und wurde 1932 Pfarrer in Marienburg im Burzenland.

  Mit seinem Vorgänger in Großalisch verband ihn der Zug zum Übergehen der praktischen Dinge; vor dessen Schicksal schützte ihn sein weiter geistiger Horizont und die vom Vater überkommene persönliche Souveränität, vor allem aber seine Frau, Alida geb. Schuller (Die nach der Alischer Zeit geborene Tochter des Pfarrers G. A. Schuller - s. Nr. 31).

Als sie Am 27. April 1942 - trotz Kriegszeit noch mit großem Empfang ins Alischer Pfarrhaus einzogen erlebte er eine Überraschung. In dem nach Vorschrift bei der Präsentation zu unterschreibenden Vertrag mit der Gemeinde hatte sein Vorgesetzter- Dechant Fritz Schullerus Dinge festgeschrieben, die ihm selbst zu verlangen nicht eingefallen waren: Z. B.: Generalreparatur des Pfarrhauses mit neuen Parkettböden aus Eichenholz, Neupflanzung der Pfarrweingärten

„wenn die jungen Männer aus dem Krieg zurück sind“ usw.

  Es wurde nichts draus. Die erste Verbesserung im Haus kam erst 1957 mit der Gasheizung. Im September 1944 dienten die mächtigen Kellergewölbe zunächst als angeblich bombensichere Zuflucht für mehrere Familien, dann kam Plünderung und Evakuierung für ein russisches Lazarett. Der neue Bürgermeister Puscas Gheorghe (H.Nr. 204) erschien als rettender Engel indem er die Notärswohnung in der Kanzelei zur Verfügung stellte - während der Besetzung durch die Russen wohl der relativ geschützteste Raum im Dorf.

  In den Nachkriegsjahren blieb von der Pfarrwohnung nicht viel übrig. Zwei Familien wurden im Pfarrhaus aufgenommen. Die Staatsfarm beschlagnahmte das Amtszimmer, die Keller, ein Wirtschaftsgebäude und periodenweise auch den Hof. Der absolutistisch herrschende Secretar Mardan eignete sich den halben Pfarrgarten an. Nach der Enteignung von Schule und Gemeindehaus mußte das Wohnzimmer auch Amtsstube und Sitzungsraum sein. Die Küche wurde während der kalten Jahreszeit „im Nebenamt“ Unterrichts- und Bibelstundenraum.

  Man rückte nicht nur räumlich zusammen. Als Pfarrer Schaser 1960 ins Stadtpfarramt seiner Heimatstadt wechselte war es ein schwerer Abschied.

37.    1961 - 1978:      Martin Lothar Schullerus, kam aus Irmesch 1961 nach Großalisch, er war acht Jahre lang Dechant des Schäßburger Kirchenbezirks und ging 1978 als Stadtpfarrer nach Mühlbach.

  Die Verhältnisse im Pfarrhaus normalisierten sich langsam so weit, dass zumindest die Wohnung wieder ganz zur Verfügung stand. Nach Maßgabe der Möglichkeiten wurde modernisiert.

1963 entstand ein neues Adjuvantenzimmer in dem von der Staatsfarm freigegebenen Wirtschaftsgebäude. Hier fanden auch Bibelstunden, Chorproben und Sitzungen statt. In der Wohnung wurde ein Bad eingebaut.

1964 Umbauarbeiten am Bad, eine Zisterne für Regenwasser mit Hebeanlage wurde eingebaut, eine Sickergrube im Hof.

1964 wurde das Pfarrhaus elektrifiziert, dazu sogar Kraftstrom.

1972 wurde die große Scheune abgetragen. In verkleinerter Form kam sie an den Platz des ehemaligen Holzschuppens, der nach dem Großen Sturm zu Pfingsten 1952 zur Reparatur des Kirchendaches verwendet worden war. Dachziegel zu beschaffen, war damals unmöglich.

1974 wurde der neue Gartenzaun in der heutigen Form gebaut und der Garten dadurch vergrößert bis in die Nähe des Hauses.

1975 wurden dann doch noch im ganzen Pfarrhaus die 1942 geplanten Parkettböden verlegt.

38.    1978-1990-2001: Dr. Berthold Köber kam aus Botsch nach Großalisch und ging 1990 als Professor ans Theologische Institut nach Hermannstadt, während er noch im Pfarrhaus vorübergehend wohnte und die schrumpfende Gemeinde weitere elf Jahre betreute.

1979 erhielt das neue Adjuvantenhaus seine endgültige Form.

1980 wurde im Brunnen eine Wasserpumpe installiert. Das Haus hat seither fließendes Wasser.

1982 wurde für den Pfarrer eine Garage im ehemaligen Kelterschopfen gebaut.

1985 fertigte Tischlermeister Georg Türk neue Jalousien an der Hausfront an.

2001 verließ Pfarrer Köber, der letzte Pfarrer von Großalisch das Pfarrhaus.

1991 - 2003 wurde das ganze Pfarrhaus samt Hof, außer dem Adjuvantenzimmer und ein Amtszimmer, an Ing. Merkel Francis vermietet, der hier eine Hühnerzucht ansiedelte. Im gewesenen Amtszimmer stand die Brutmaschine. Nachdem er den Predigerhof gekauft hatte, zog er um und hinterließ einen unbeschreiblichen Schmutz.

2003 begannen die Umbauarbeiten für ein Gäste- und Begegnungshaus.

2005 konnten die ersten Gäste einziehen.

2006 freuen wir uns auf das offizielle Einweihungsfest zu Pfingsten!

                                                                                                                                    GS

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Quellen:

-  Series Überlieferung Pastorum. - Ev. Bez. Kons., Schäßburg Z. 315/938 bzw. 22/939

-  Pfarrerverzeichnisse im Archiv des Vereins für Siebb. Landeskunde.

-  ZAEKR, Bestand 400/330 - Z.401.

-  G. A. Schuller: Aus dem Leben der Gemeinde Großalisch.

-  Landw. Bl. 1931 Nr. 44 - S. 591

-  Mündliche

 

Die Kirche

 

Die Kirche in Groß-Alisch ist eine Saalkirche mit dreiseitig geschlossenem Chor. An die Nordseite des Chors ist die Sakristei angebaut. Sie ist in gotischer Bauweise teils aus Stein und teils aus Ziegeln errichtet.1820 wurde sie zum letzten Mal renoviert und durch einen Ausbau verlängert, wodurch sie ihre heutige Gestalt erhielt. Die evangelische Kirche in ihrem heutigen Aussehen ist ein Produkt verschiedener Bauperioden. Nach einer, heute zwar übertünchten aber durch Pfarrer Everth in die Matrikel II eingetragenen und von ihm richtig gedeuteten alten Wandinschrift, ist die Kirche im Jahre 1476 fertiggestellt worden.

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Die Umbauten aus den Jahren 1504 und 1507 sind im Zusammenhang mit der Befestigung der Burg zu einer Verteidigungskirche zu sehen.

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Im Laufe der Jahre wurde die Kirche sechs mal renoviert, das letzte Mal 2001(siehe auch Bericht über das Pfingsttreffen 2002).  Die Kanzel ist aus Holz gefertigt und stammt aus dem Jahr 1823.

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Im Jahre 1713 wurde die Kirche von dem Hermannstädter Künstler Andreas Hermann mit einem neuen Barockaltar ausgestattet. 

 

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Unter Pfarrer I.G. Fronius erhielt die Kirche 1843/44 das vom Kronstädter Orgelbauer Schneider erbaute Orgelwerk mit 24 Registern, zwei Manualen und Fußpedal.

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Fotos: Albert Schuster, 2002

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