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In Groß-Alisch tut sich was

 

Mit großer Beteiligung feierten die Groß-Alischer 2006 zum zweiten Mal das Pfingsttreffen in ihrem Heimatdorf. Bereits vor einem Jahr begannen die Vorbereitungen für dieses Fest, dessen umfangreiches Veranstaltungsprogramm, das im Adventbrief 2005 bekannt gegeben wurde, das Interesse vieler Landsleute weckte.

Im Vorfeld der angekündigten Feierlichkeiten gab es in Groß-Alisch intensive Vorbereitungen, die mit beachtenswerter Energie von den noch verbliebenen Sachsen, erledigt wurden. Eine große Hilfe hatten sie in Bürgermeister Nicolae Mosora. Er war die Schlüsselfigur des gesamten Treffens. Zusammen mit dem Kirchenvorstand und ganz besonders mit Frau Elfriede Hermann setzten sie ihre Ziele in die Tat um. Eine beachtenswerte Leistung. So konnte die „Tornaz“ auf dem Friedhof wiederaufgebaut und die Zufahrtswege nach dem Erdrutsch freigelegt werden. Der Friedhof selbst erhielt ein neues gepflegtes Aussehen.

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Die letzten Renovierungsarbeiten am Gäste -und Begegnungshaus, dem ehemaligen Pfarrhaus, waren abgeschlossen, im Burghüterhaus hat das Amtszimmer seinen Sitz gefunden, die Orgel in der Kirche wurde durch Hermann Binder aus Hermannstadt generalüberholt, der Burggarten war sorgfältig gepflegt und unsere schöne Kirche  strahlte vor Sauberkeit.

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Die Begegnung in Groß-Alisch fand vom 30. Mai bis zum 6. Juni 2006 statt.

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Beim Eintreffen des deutschen Reisebusses, mit der reizenden Busfahrerin Frau Roswitha Mago, in Alisch wurden wir an der Kokelbrücke von Bürgermeister Mosora und dem stellvertretenden Kurator Mirel Hermann festlich begrüßt. Eine Reitergruppe in Nationaltracht führte den Zug an, gefolgt von einer geschmückten Kutsche in der neben dem Bürgermeister der Vorsitzende unserer HOG, Wilhelm Paul, Platz nahm. So wurde der Reisebus und die vielen anderen Autos ins Dorf geleitet.

 Eine große Menschenmenge hatte sich an der Straße aufgestellt, um uns zu begrüßen.

Die erste Überraschung bereitete uns der Bürgermeister, als er uns das neue zweisprachige Ortsschild zeigte: Seleus - Gross-Alisch. Den Mitreisenden wurde es warm ums Herz. Man fühlte sich zu Hause angekommen. In der Geschichte von Groß-Alisch gab es noch nie ein Ortsschild mit deutschem Namen.

Vor dem Pfarrhaus gab es einen großen offiziellen Empfang mit Blasmusik, gespielt von unseren Musikanten aus Deutschland unter der Leitung von Georg Zakel,, Begrüßungsreden, Schnaps, Wein und Krapfen. Viele Landsleute waren mit ihren eigenen Autos angereist und wohnten bereits in ihren früheren Häusern oder bei bekannten rumänischen Familien. Im neuen Gästehaus waren 14 Personen untergebracht. Die rumänische Bevölkerung empfing uns mit offenen Armen und tat alles, damit sich ihre Gäste wohl fühlten. Dafür hat sich unser Vorsitzender Willi Paul offiziell bei ihnen bedankt.

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Die vier Tage bis Pfingsten nutzten wir Deutsche, um die Gegend zu erkunden, Besuche privat und bei Behörden abzustatten, oder einfach mal nach Schäßburg zu fahren. Ein voller Bus fuhr nach Birthälm und Hermannstadt, wo Georg Schaser, der ehemalige Stadtpfarrer, mit uns eine aufschlußreiche Stadtführung machte. Seine Liebe zu Hermannstadt und vor allem der Stadtpfarrkirche, seine ehemalige Wirkungsstätte, war spürbar.

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Dem Aufruf von Organistin Irmgard Radler (geb. Paul) einen Chor aus der Taufe zu heben, folgten viele und gingen an den Abenden zu den Chorproben ins Pfarrhaus. Der Posaunenchor probte im Adjuvantenzimmer. Anschließend trafen sich alle Teilnehmer im großen Zimmer des Begegnungshauses zu einem geselligen Abend.

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Ein gemeinsames Essen, mit 85 Gästen aus Alisch, im neuen Hotel „Denis“ in Dunesdorf, bei dem die  Alischer Band „Party-Trio“ aufspielte, und ein Grillfest, mit über 100 Personen, im Pfarrhof rundeten die Tage ab und versetzten die Leute in Stimmung. Einzig das regnerische Wetter schränkte die Hochstimmung etwas ein.

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Am Pfingstsonntag

Dank der guten Organisation von Ortspfarrer Gottfried Vogel konnten in der vollbesetzten Kirche vier Pfarrer einen unvergesslichen ökumenischen Gottesdienst zelebrieren. Zum zweiten Mal wurde die orthodoxe Kirche eingeladen.

Es war uns eine besondere Ehre, Bischofsvikar der evangelischen Landeskirche in Rumänien Prof. Dr. Hans Klein in unserer Mitte zu haben. Die Freude, die er ausstrahlte, übertrug sich auf die Zuhörer. In der Hauptpredigt ließ er uns die Genugtuung spüren, vor einer vollen Kirche predigen zu können, und er dankte und bestärkte uns, die Heimat nicht zu vergessen. Sein freies Reden hat uns allen gut getan und seine Pfingstpredigt sprach in gleicher Weise die beiden Konfessionen, die evangelisch-lutherische und die orthodoxe an. Die zahlreichen orthodoxen Gläubigen in der Kirche waren beeindruckt von seinen Sätzen in rumänischer Sprache.

Nicolae David, der Ortspfarrer der orthodoxen Kirche in Groß-Alisch, predigte zum zweiten Mal in unserer Kirche mit der gleichen Hingabe und Begeisterung. Für ihn ist es, wie er meint, eine Ehre, mit den Kollegen der evangelischen Kirche zusammen zu arbeiten. Ihm haben wir es zu verdanken, dass zwischen Sachsen und Rumänen auf allen Ebenen Harmonie und friedliches Zusammenleben herrschen.

Bezirksdechant Pfarrer Bruno Fröhlich aus Schäßburg betonte in seiner auf deutsch und rumänisch gehaltenen Rede am Beispiel von Groß-Alisch, wie wichtig die Annäherung und das Kennenlernen der beiden Konfessionen für seine Arbeit auf Bezirksebene sind. Er freute sich besonders über die positive Einstellung und die Hilfsbereitschaft der Menschen in diesem Ort. Seine Zusammenarbeit mit Pfarrer David ist hervorragend.

Wir waren alle in unserer Seele sehr aufgewühlt und glücklich, bei uns in der Kirche diese Fülle an schönen Predigten zu erleben. Der große Chor, der sich ad hoc gebildet hatte, sang vor dem Altar dreistimmige Lieder, die Orgel kam wieder voll zum Einsatz. Dafür sind wir Irmi Radler (Danitz) und den Chormitgliedern sehr dankbar.

Wilhelm Paul, 1. Vorsitzender der HOG, dankte in seiner Rede allen, die ihn in seiner Arbeit unterstützen und er bat die angereisten Teilnehmer, auch weiterhin nach Alisch zu kommen, denn er versteht unter Heimattreffen das Treffen in der Heimat. Heimweh sollte man nicht verdrängen, sondern etwas dagegen tun. Weiter sagte er: wir sollten es zu unserer Pflicht machen, die kirchlichen Einrichtungen zu erhalten und zu pflegen. Wenn jeder Hand anlegt und mithilft haben es die Wenigen leichter.

Auch politische Prominenz war in der Kirche anwesend. Der aus Alisch stammende Oberbürgermeister von Mediasch, Daniel Thelmann, hatte das Bedürfnis, den Menschen mitzuteilen, wie glücklich und dankbar er und seine Familie für die Einladung sind, um wieder einmal in der  Alischer Kirche beten zu können. Seine Mutter, Elisabeth geb. Fakesch ließ ihren Tränen freien Lauf, beeindruckt durch die feierliche Stimmung. Seine Rede hielt D. Thellmann in sächsischer, deutscher und rumänischer Sprache.

Für Pfarrer Gottfried Vogel war es sein letzter Gottesdienst in Alisch. Nach fünf Jahren kehrt er nach Deutschland zurück. Dies nahm er zum Anlass, sich über die besondere Aufgabe zu äußern, die er in einem fremden Land zu erfüllen hatte. Gleichzeitig bedauerte er, die Menschen, die er näher kennen gelernt hat und die schöne Landschaft verlassen zu müssen. Sowohl die Kirchen- wie auch die politische Gemeinde bedauern sein Fortgehen zutiefst. Er und seine Frau haben sich viel um die ärmsten Bewohner aus Alisch gekümmert

Mit dem gemeinsamen Gebet „Vater unser“, in zwei Sprachen gesprochen, beendeten wir den Gottesdienst.

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Die Einweihungsfeier des Gäste- und Begegnungshauses

Anschließend trafen sich gut über 300 Menschen vor dem ehemaligen Pfarrhaus zur offiziellen Einweihung des Gäste- und Begegnungshauses. Mit einem Choral, gespielt von dem Posaunenchor unter der Leitung von Georg Zakel, begann der Festakt. Danach sprach Pfarrer Vogel über die Entstehung der neuen Einrichtung. Bischofsvikar Dr. Hans Klein segnete das Haus und lobte die Initiative der Groß-Alischer. Bezirkskurator Adolf Hügel aus Schäßburg begrüßte die rege Kirchenarbeit in Groß-Alisch und hob sie als beispielgebend für den ganzen Bezirk hervor. Er versprach, die Einrichtung verstärkt zu religiösen Zusammenkünften oder auch für Tagungen zu nutzen. Die Nähe zu Schäßburg und die vorhandene Infrastruktur böten sich dafür an. Das Bezirkskonsistorium bedankte sich bei den Groß-Alischern für die Initiative, einem der bedeutendsten Dechanten des Bezirkes Schäßburg, Georg-Albert Schaser, ein Denkmal zu setzen.

Wilhelm Paul informierte die Anwesenden in rumänischer Sprache über die 200 jährige Geschichte des Pfarrhauses und seine zukünftige Nutzung als Gäste- und Begegnungshaus.

Das Haus wird den Namen „Georg-Albert Schaser“ tragen als Dank für sein Wirken als Pfarrer in Groß-Alisch von 1942 bis 1960. Gleichzeitig begrüßte er die Kinder von G. A. Schaser; Eva, Alida und Juk, die einen Teil ihrer Kindheit und Jugend in diesem Hause verbrachten  und zu diesem Festakt gekommen waren.  Er dankte auch den Vertretern der Kirchen, ganz besonders Bischofsvikar Prof. Dr. Hans Klein sowie den Behörden, die durch ihre Anwesenheit diesem Festakt an Bedeutung verliehen haben.

Zum Sektempfang und einer Begehung der Räumlichkeiten des Hauses wurden nur die Ehrengäste gebeten. Bei dieser Gelegenheit dankte Pfarrer Georg Schaser jun. im Namen seiner Familie für die Ehre, die seinem Vater zuteil geworden ist.

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Das Festessen

Zum gemeinsamen Mittagessen im Gemeindesaal wurde für 270 Personen gedeckt.

Die Vertreter der HOG- Groß-Alisch, Irene Fakesch, Meta und Albert Schuster, empfingen jeden einzelnen Gast beim Eingang und händigten ihm ein Medallion aus Porzellan mit dem Groß-Alischer Wappen aus.

Die rumänischen Köchinnen aus Alisch hatten ein schmackhaftes und reichliches Essen zubereitet. Es war wie auf einer siebenbürgischen Hochzeit.

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Bei schöner Tischmusik vom  „Party-Trio“ unter der Leitung von Georg Zakel entspannten sich die Gemüter. Man konnte gegenseitig Meinungen austauschen. Es folgten Danksagungen an die Organisatoren dieses Festes, an die Ehrengäste und deren Beitrag mit einen hohen Stellenwert für die Gemeinde, die Verleihung des Ehrendiplomes an Bürgermeister Nicolae Mosora für seinen Einsatz in den Arbeiten am Friedhof und in der Gemeinde und wichtige Mitteilungen an die Gäste.

Der aus Deutschland mitgebrachte Kaffee und der Striezel (cozonac) von der Alischer Bäckerei „Piros“ waren bei allen willkommen. Die Firma „Piros“ hatte auch eine reiche Getränketheke eingerichtet, wo sich jeder nach Belieben Getränke kaufen konnte.

Die Tanz- und Singgruppe der  Alischer Schule für Allgemeinbildung überraschte die Gäste mit einem sehr gut einstudierten Programm. Es ist eine routinierte Truppe die etliche Fernsehauftritte hatte und eigene CD anbieten konnte. Sie wurden reichlich mit Applaus belohnt und erhielten einen Fotoapparat von der Fa. Geddert aus Nürnberg sowie die gesammelte Spende aus dem Saal.

Einen Tag vorher hatte die Schule bereits einen kompletten Rechner mit Laserdrucker von der o. g. Firma und Jakob- Wilhelm Hermann erhalten. Damit nimmt der Informatikraum der Schule Gestalt an.

Das warme Abendessen (eine Tokana) und der anschließende Ball brachten wieder alle Gäste zusammen mit ihren Gastgebern in den Saal, wo sie bis in die Nacht hinein feierten. Das Feuerwerk um Mitternacht war nicht eingeplant, doch machten sich Jugendliche daraus einen Spaß, der Bewunderung auslöste.

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Am Pfingstmontag

Der zweite Pfingsttag begann mit einem Abendmahlgottesdienst in der Kirche. Die beiden Pfarrer, Bezirksdechant Bruno Fröhlich und Georg Schaser, gestalteten den Gottesdienst nach siebenbürgischer Liturgie und das Heilige Abendmahl nach Alischer Brauch, sehr zum Gefallen unserer Landsleute. In der Hauptpredigt betonte Pfarrer B. Fröhlich seine Begeisterung und Bewunderung für die Alischer und ihre Landsleute aus Deutschland, die durch ihre Aktivität und ihr Interesse an den kirchlichen Einrichtungen die Kirche zum Leben gebracht haben. Gefestigt im Glauben lassen sich viele Hürden nehmen.

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123 Christen empfingen das Heilige Abendmahl. Solch eine Feier hatte die Alischer Kirche seit 16 Jahren nicht mehr erlebt.

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Die Einweihung der „Tornaz“

Anschließend folgte ein Gedenkgottesdienst für die in jüngster Zeit Verstorbenen, aber auch diejenigen, die auf dem heimischen Friedhof ruhen.

Die Einweihung der neu aufgebauten „Tornaz“, das Symbol des Alischer Friedhofes, wurde von allen Anwesenden mit Begeisterung gefeiert.

Wir haben alle mit Spannung den Wiederaufbau verfolgt“, sagte Wilhelm Paul in seiner Rede in Groß-Alischer Mundart. Die Spende der Familien Menning und Feiri machte den Wiederaufbau möglich. Er bedankte sich persönlich bei Elisabeth Menning, die nach 30 Jahren Abwesenheit zu diesem Anlaß nach Alisch gekommen war. Die Aufbauarbeit hatte sich jedoch als sehr schwierig erwiesen und wurde auch teurer als ursprünglich geplant. Dank des Einsatzes von Elfriede Hermann und mit Unterstützung durch Bürgermeister N. Mosora konnten die Arbeiten durchgeführt werden und der Friedhof sein altes Bild wieder erhalten.

Wilhelm Paul dankte auch allen anderen Helfern bei den Friedhofsarbeiten wie: Willi Paul (Bolind), Alfred Kuttesch, Michael Fakesch und Elisabeth Fodor wie auch junge Menschen anderer Konfession. Er bat die Zuhörer, sich verstärkt um die Gräber und deren Steine zu kümmern und die neue Friedhofsordnung einzuhalten.

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Pfarrer Fröhlich segnete die abgeschlossenen Arbeiten und bat den lieben Gott, dass er unsere Schritte noch öfters auf den Friedhof lenken möge, um unsere Lieben nicht zu vergessen, die hier ruhen und so viel für uns getan haben.

Der Friedhof war zu diesem Anlaß geschmückt mit vielen Blumen und Gestecken, der Aufgang und die Wege waren frisch gemäht und das gesamte Umfeld sauber.

Nach dem gemeinsamen Mittagessen im Gemeindesaal verlief auch der zweite Pfingsttag nach ähnlichem Muster wie der Sonntag. Alfred Drotleff, Georg Zakel und Alfred Weber machten mit ihrer Musik die beste Stimmung und man konnte nicht mehr aufhören zu feiern. Die Alischer sind einfach unterhaltsame Menschen.

Am 6. Juni traten die ersten Gäste mit dem Bus die Rückreise nach Deutschland an. Trotz des schlechten Wetters blieben noch viele in Alisch im Urlaub.

 

Rückblick

Dank der wunderbaren Menschen, die sich für das Gelingen unseres Vorhabens einsetzten war es in allen Details ein gelungenes Treffen. Wir kehrten dankbar zurück mit der Überzeugung, dass an jedem Tag Zukunft neu geschaffen wird: Durch das, was wir tun oder bleiben lassen, und ganz besonders dadurch, wie wir es tun. Es macht Sinn, den Bewohnern von Groß-Alisch ein lebenswertes Umfeld zu schaffen, eine Heimat, in der sie gerne leben, auf die sie stolz sind, mit der sie sich identifizieren. Alisch soll ein Ort sein, an dem man gerne verweilt, an den man gerne wiederkehrt und an dem man sich zu Hause fühlt, wo man Geschichte, Kultur, Natur, aber auch Arbeit und Alltag gleichermaßen genießen kann.

Günter Czernetzky, Regisseur, Filmemacher und gebürtiger Schäßburger, schrieb  voll Begeisterung in seinem letzten Brief an die HOG Groß-Alisch: „Ich hoffe sehr, dass aus Eurer wunderschönen Gemeinde in 10 bis 25 Jahren ein Ferienparadies, eine neue Toskana, eine ‚Siebenbürgische Toskana’ entsteht und dafür müssen wir alle bereits jetzt etwas tun“.

 

Wilhelm Paul, Juni 2006

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