- Geschichtliches im Rückblick -
von Stefan Hermann
Groß-Alisch,
rum. Seleus oder Seleusul Mare, hatte folgende, urkundlich nachweisbare
Ortsnamen in der Vergangenheit:
1348 Scewlews, 1393 Ewluesch, 1411 Zewlws, 1432 Ewlesch, vor 1500 Halws, nach
1501 Nagy-Zeuleus, 1526 Ewlysz, 1532 Gross-alysz, 1661 Szölös, 1804 Gross-Szölös.
Die Grundform ist vermutlich das ungarische Wort "szöllös", das Weinhalde bedeutet. Dieser Name entspricht der Lage des Ortes. Aus "Szöllös" hat der Sachse "Zalesch" gemacht. Dies ist nun volksetymologisch als "ze Alesch" erklärt worden. “Alesch“ wurde als Hauptwort und "za" als Präposition aufgefasst. So ist der Name "Alisch" entstanden.
Das Beiwort "Groß" erhielt die
Gemeinde möglicherweise durch ihr unmittelbares Angrenzen an die Große Kokel
und ferner, da es zwei unweit voneinander liegende Gemeinden mit demselben Namen
gab. Vermutlich einigten sich die Herren vom Bogeschdorfer und Schäßburger
Kapitel um Missverständnisse zu vermeiden, die Gemeinden nach der jeweiligen
Lage, an der Großen und Kleinen Kokel, mit den Beiwort "Groß"
und "Klein" fest zuschreiben.
Somit haben wir die Gemeinde Groß-Alisch.
Die Vielzahl der Benennungen des Ortes könnte
auf eine strategische Bedeutsamkeit in der Vergangenheit hinweisen.
Groß-Alisch liegt im ersten größeren Seitental auf dem rechten Ufer der großen
Kokel, unterhalb von Schäßburg. Nahe der, in der Siedlungszeit wichtigen
Heerstraße aus dem Norden von Neumarkt nach Schäßburg kommend, und der von
Schäßburg nach Mediasch in Richtung Westen führenden Handelsstraße. Der Ort
wurde nach dem von den Siedlern bevorzugten "Dreiecktypus" für Dorfgründungen
angelegt.
Erstmals wird Groß-Alisch im Jahr 1348 unter der Bezeichnung Scewlews urkundlich genannt. Die Gründungszeit der Gemeinde liegt am Anfang des 13. Jahrhunderts. Nach einer Überlieferung aus dem Jahr 1348 geht hervor, dass die Abtei von Koloschmonoster nahe Klausenburg einen Rechtsanspruch auf den Besitz Groß-Alisch angemeldet hatte. Folglich liegt die Vermutung nahe, dass auch Groß-Alisch, wie die ringsum liegenden Gemeinden Dunnesdorf, Groß-Lasseln, Halwelagen und Pruden, anfangs untertänige Besitzung war.
Der Rechtsanspruch des Klosters wurde nicht mehr eingefordert und ging somit verloren.
Die Gemeinde Groß-Alisch blieb fortan im Machtbereich des Schäßburger Stuhls. 1488 verzeichnete die Gemeinde einen Bestand von 70 Wirte (Hospites), eine Mühle, ein wüstes (leerstehendes) Haus und drei Hirten. Groß-Alisch stand in dieser Zeit nach Einwohnerzahl an achter Stelle unter den 16 Landgemeinen des Schäßburger Stuhls. Seine Einwohner waren fast ausschließlich Bauern.
Die Gemarkung der Gemeinde
umschließt ca. 4000 Joch Grund und Boden und ist somit verhältnismäßig
klein.
1505 vernichtete ein Großbrand
die Hälfte der Häuser und Wirtschaftsgebäude. 1554 wurde die Gemeinde von
einem großen Viehsterben heimgesucht. Bei all diesen schweren Schicksalsschlägen
wurden nach einer Erhebung von 1593, zur Berechnung der Landsteuer, 152
Steuerpflichtige gezählt. Die Gemeinde hatte sich in einem Jahrhundert
(1488-1593) verdoppelt. Dieses war die Blütezeit der Gemeinde.
Die Bevölkerungsdaten im
Vergleich zu den anderen Orten des Schäßburger Stuhls:Im selben Jahr, 1593, zählte
die Gemeinde Keisd 304 Steuerträger, die Gemeinde Trappold 245, Schaas 213,
Henndorf 185, Arkeden 165, Dendorf 130, Radeln 124, Bodendorf 120, Neithausen
105 und Meeburg 88.
Um das Jahr 1600 grassierte die Pest und eine große Hungersnot riss viele Gemeindeglieder in den Tod.
Der Anfang des 17.
Jahrhunderts brachte den Sachsengemeinden eine leidensvolle Zeit. Es war die
Zeit, als sich die wildesten Kriegshorden im Besitz des Landes ablösten. Es war
die Zeit des Basta, des Moses Szekeli, des Bocskai, des Gabriel Bathori und des
walachischen Woiwoden Michael, die großes Unheil hinterließen. In der Gemeinde
Groß-Alisch hatte das Kriegsvolk so gewütet, dass innerhalb eines
Menschenalters die Steuerträger von 152 auf 29 herabgesunken waren. Nach Überlieferung
des Chronisten war diese Zeit schrecklicher als die der Tataren und Türkeneinfälle. Einige Jahrzehnte später
tobten die Entscheidungskämpfe zwischen der Pforte und dem Abendland. Von
diesen Kämpfen blieb auch Groß-Alisch nicht unverschont:1662 verschanzte sich
Fürst Apafi, ein Türkenschützling, mit seinen Kämpfern samt 4000 Türken in
der Stadt Schäßburg gegen den von Österreich eingesetzten und mit seinem
Kriegsvolk daher kommenden Gegenfürsten Kemeny. Der Zusammenstoß der Krieger
des Fürsten Apafi mit den Kämpfern des Gegenfürsten Kemeny ereignete sich im
Seitental der Kokel, unweit vom Groß-Alischer Kirchturm. In der erbitterten
Schlacht stützte Fürst Kemeny von
seinem Pferd und kam zu Tode. Nach Überlieferung des Chronisten flohen die
Kemenyschen Truppen in den Wald. Nur die "deutschen Völker" (deutsche
Söldner) vom linken Flügel hielten stand und mussten so "die letzte Ölung
bezahlen" (sie wurden alle niedergemacht). Die Gefallenen wurden auf dem
Schlachtfeld in ein Massengrab gelegt. Bis in die neueste Zeit stößt man beim
Umgraben der Erde an einer bestimmten Stelle "Im Weiher" immer wieder
auf Menschenknochen.
Da die Verlierer keine Zeit hatten um zu plündern und die Türken sich mit der Erbeutung der Kemenyschen Kriegsbeute begnügten, scheint die Gemeinde selbst mit einem großen Schrecken davongekommen zu sein. Als Denkmal an diese Schlacht wurde auf dem Schlachtfeld, ungewiss wann, ein Türmchen errichtet. Es wurde im Jahr 1900 von der Gemeinde renoviert und steht, zwar verkümmert, auch heute noch.